Der Gelbe Sack

Die Ausgabestellen im Zentrum Vegesacks, in der oberen Gerhard-Rohlfs-Straße wie im Kiosk am Vegesacker Bahnhof, sind weggefallen, die Recyclingstation in der Martinsheide in Aumund gibt nur eine Rolle pro Person heraus. Die nächsten Ausgabestellen in Aumund sind erst in mehreren hundert Metern Entfernung zu erreichen. "Seit dem Wegfall der Linie 99, durch die halb Aumund abgehängt ist, müssen Menschen, die weder ein Fahrrad noch ein Auto zur Verfügung haben, dort zu Fuß hingehen. Für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen sind diese Entfernungen nicht oder nur mit Mühe zu bewältigen", so Britta Littke-Skiera, sachkundige Bürgerin im Ausschuss für Stadtentwicklung, Tourismus, Kultur und Wirtschaft des Beirats Vegesack. In Grohn und Fähr-Lobbendorf sieht es nicht viel besser aus.


Es besteht die Möglichkeit, sich ab April 2018 online einen Wertmarken-Code erstellen und ausdrucken zu lassen, aber die Belastbarkeit von Menschen mit Behinderungen variiert. So kann es sein, dass sie sich einen Wertmarken-Code erstellen lassen, aber in dem Zeitraum von dessen Gültigkeit den Weg zur nächsten Ausgabestelle nicht bewältigen. Noch schlimmer ist es für hochbetagte Menschen, die schlecht hören und nicht in der Lage sind, sich eine Wertmarke auszudrucken. Unklar ist, ob für sie ab April die Möglichkeit besteht, sich den Code handschriftlich zu notieren. Ein Anruf beim zuständigen Entsorgungsunternehmen RMG brachte die Auskunft, dass in Bremen angeblich ein hoher Missbrauch des Gelben Sacks stattfinde. Auf die Probleme alter, kranker Menschen reagiert man bei RMG mit der Auffassung, dass auch alte Menschen ein funktionierendes soziales Umfeld  und jemanden für die Versorgung mit Gelben Säcken zur Verfügung haben. Das Thema der Einsamkeit, welches in den letzten Tagen stark in den Medien präsent war, war bei RMG nicht bekannt.


"Aus gutem Grund hat DIE LINKE. Bremen sich zu Jahresbeginn dafür ausgesprochen, die Entsorgung der Gelben Säcke wie auch der Müllabfuhr in kommunale Verantwortung zu geben. Nun zeigt es sich, dass Privatisierung und Gewinnorientierung an den Bedürfnissen der Menschen im Stadtteil komplett vorbeigehen!", meint der Ortsvebandssprecher der LINKEN, Karl Brönnle. Wird die Verteilung der Gelben Säcke nicht auch für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen zeitnah ermöglicht, droht eine extreme Vermüllung. Wer für den Plastikmüll keinen Gelben Sack mehr vorrätig hat, wird eventuell den Plastikmüll ohne Gelben Sack an die Straße stellen und hoffen, dass er trotzdem mitgenommen wird. Die hohen Müllentsorgungsgebühren im Lande Bremen lassen armen Menschen auch kaum eine andere Wahl.

DIE LINKE Bremen-Nord fordert deshalb ein Ende der Praxis, Wertmarken selbstständig erstellen zu müssen und stattdessen die Möglichkeit, Wertmarken kostenfrei an den Abholstellen zu erhalten. Auch fordern wir den Ausbau der  Abgabestellen vor allem im Vegesacker Zentrum sowie eine spürbare Qualitätsverbesserung des Gelben Sacks, um ein schnelles Reißen zu vermeiden.